¿02 Zehnter Zeitraurn.
Kaisers von Rußland eine merkliche Kalte gegen Napoleon erzeugt,
wahrend auch dieser über die lässige Beobachtung des Continental-
systems in Rußland sehr unzufrieden war. Noch beschrankte sich
die entstehende Spannung auf einen lebhaften Notenwechsel, als
aber Napoleon das Herzogthum Oldenburg besetzen ließ und dieser,
dem russischen Kaiser verwandte und verschwägerte Fürst nach Peters-
burg unter den Schutz Alexanders flüchtete, kam es zwischen beiden Mon-
archen zum Bruch und zur Kriegserklärung. Mit einer Heeresmacht
von 491,953 Mann Fußvolk, 06,579 Reitern, 1372 Kanonen, über-
haupt 610,058 Menschen und 187,111 Pferden drang Napoleon
iinaug. in Rußland ein. Den linken Flügel bildete ein preußisches Corps
1312 von 20,000, den rechten ein östreichisches von 30,000 Mann.
Rußland hatte nur Schweden zum Bundesgenossen, nach einem
zwischen Alexander und dem schwedischen Kronprinzen Ber-
nadotte, vormaligem französischen Marschall, abgeschlosse-
nen Vertrage zu Abo. Seinem Aufträge gemäß ließ sich der
russische Befehlshaber Barclai de Tolly in kein Gefecht ein,
hielt nur Stand bei Smolensk, welches er, zum Rückzuge gc-
'u'3' zwungcn, in Brand steckte und seinen Marsch auf Moskau fortsetzte.
Kutusow, durch Alter und alterthümliche Sitten bei den Rus-
sen beliebt, erhielt den Oberbefehl, und um die, vom russischen
Volke für heilig geachtete Stadt Moskau nicht ohne Schwerr-
schlag zu überliefern, nahm er bei Borodina, ungefähr 27 Stunden
vor Moskau, an der Moskwa eine Schlacht an. Sie war eine
- j17' der blutigsten, die je geliefert wurden; 70,000 betrug die Zahl der
' '' Lobten oder Verwundeten beider Theile; Napoleon blieb Sieger,
rückte am 14. Sept. in Moskau ein, Kutusow aber zog sich süd-
wärts gen Kaluga. Eine grauenvolle Feuersbrunst brach schon
am ersten Abende in der fast nur aus hölzernen Hausern beste-
henden Stadt aus, legte neun Zehnrheile derselben in die Asche
und vernichtete die Hoffnung des franö fischen Monarchen auf
reichliche Vorrathe und bequeme Verpflegung. Unklug verweilte
er, durch vorgespiegelte Friedensunterhandlungen hingchalten, 34
Lage in der verödeten Stadt, und sah darum bei seinem verspäte-
¿"17. ten Rückzuge den größten Lheil seiner Krieger dem Hunger und
Q(t’ der Kalte zur Beute werden oder in die Gefangenschaft der nach-
eilenden Feinde gerathen. Alle Schrecknisse vereinigten sich noch
.e» 27. dem Uebergange über die Berezina; dann hörte die Verfolgung
auf; Napoleon eilte, seines eigenen Unglücks Herold, voraus und
vcn w. traf den 18. Dec. in Paris ein. Auf das verbreitete Gerücht,
~cf- er sey tobt, hatte dort ein ehemaliger General, Mall et, versucht
seinen Thron umzustürzen und die Republik wieder herzustellen,
den 23. Oct. Der König von Neapel erhielt anfangs den Ober-
befehl über die rückkehrenden Trümmer der großen Armee; als
ec aber gleichfalls nach seinem Reiche geeilt war, führte sie der
Vicekönig Eugen bis an die Saale. Der preußische General Dock
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Alexanders Napoleon Alexander Alexander Kutusow Napoleon Napoleon Eugen
Extrahierte Ortsnamen: Oldenburg Peters- Smolensk Moskau Rus- Moskau Borodina Moskau Moskwa Moskau Kaluga Paris Neapel
496
Zehnter Zeitraum.
B aiern, Wurtemberg, Baden, Berg, Darm-
stadt, letztere drei als Großherzogthüm er; Nassau-Weil-
burg und Usingen/als Herzogthümer; Hohenzollern,
Salm, Pse nburg, Lich ten stein, Ah renberg und Lep-
en. Franz Ii. legte seine Würde als deutscher Kaiser nieder den
6. Aug. So gebot Napoleon über Frankreich, Spanien, Italien,
den Rheinbund, Holland, und lenkte mehr als 68 Millionen
Menschen nach seinem Willen.
Noch lagen seit der Schlacht von Austerlitz die Angelegenhei-
ten zwischen Frankreich und Rußland ohne Bestimmung, welche
der nach Paris abgeschickte ruffische Staatsrath Oubril friedlich
auszugleichen im Begriff stand, den 20. Juli; doch die Errich-
tung des Rheinbundes entfremdete den Kaiser Alexander aufs
neue. Auch mit England fanden Unterhandlungen statt, bei wel-
chen sich Napoleon zur Zurückgabe Hannovers an Großbritan-
nien erbot. Diese Verhöhnung Preußens entflammte den kampf-
lustigen Kriegerstand und entrüstete die Prinzen des königlichen
Hauses; ringsum ward der König zur Ergreifung der Waffen be-
stürmt, wozu sich der weise Monarch, die Wichtigkeit des Unter-
nehmens richtig erwägend, zögernd nur entschloß. Die von ihm
beabsichtigte Stiftung eines nordischen Bundes war unaus-
geführt geblieben. Seine an Napoleon erlassene Foroerung der
Räumung Deutschlands von allen französischen Truppen, den 1.
Oct., galt diesem für eine Kriegserklärung, und sofort ließ er seine
Colonnen gegen die Pässe des Thüringer Waldes vorrücken. Der
Churfürst von Würzburg erklärte sich bei seiner Annäherung eben-
falls für den Rheinbund, welchem er als Großherzog seines
Landes beitrat den 25. Sept., der Churfürst von Hessen-Cas-
sel hatte Neutralität erlangt. Der 72jährige Herzog Ferdinand
von Braunschweig erhielt den Oberbefehl über die preußische Armee,
zu welcher 22,000 Mann Sachsen stießen; eine russische Hülfs-
armee wurde erwartet. Der Kampf begann unter unglücklichen
Vorzeichen; ein unter dem General Tauenzien bls Hof vorgescho-
benes Corps warf So ult zurück den 7. Oct., ein bei Saalfeld
zur Vorhut der Hohenlohenschen Armee ausgestelltes preußisch -
sächsisches Corps unter dem Prinzen Ludwig Ferdinand
wurde zerstreut und der Prinz selbst getödtet den 10. Oct., Hohen-
lohe nahm eine Stellung hinter Jena, die Hauptarmee hinter
Auerstädt, beide wurden am 14. Oct. in einer Doppelschlacht
bis zur gänzlichen Auflösung geschlagen und zerstreut. Der Her-
zog von Braunschweig erhielt eine röotliche Schußwunde am Kopfe,
an welcher ec zu Ottensen, unweit Altona, starb, den 10. Nov.
1806. Raschen Schrittes drang Napoleon vorwärts, mit beispiel-
loser Geisteslähmung "ergaben sich die Festungscommandanten.
Erfurt capitulirte den 16. Oct., Spandau den 23.; den 17.
Oct. entließ Napoleon die gefangenen Sächsin mit der Erklärung, er
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Extrahierte Personennamen: Franz_Ii Franz Napoleon Staatsrath_Oubril Alexander Alexander Napoleon Napoleon Ferdinand
von_Braunschweig Ferdinand Ludwig_Ferdinand Ludwig Ferdinand Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Wurtemberg Baden Frankreich Spanien Italien Rheinbund Holland Frankreich Paris England Hannovers Deutschlands Rheinbund Hessen-Cas- Sachsen Saalfeld Hohenlohenschen_Armee Jena Ottensen Altona Spandau
434
Neunter Zeitraum.
deuten Fuhrt auf Owaihi, einer der Sandwi'chsinfeln, von den
Eingebornen ermordet ward, den 14. Febr. 1779.
Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts hatte Britannien
durch Ansiedler in Nordamerica Colonien angelegt, deren Fleiß
und Betriebsamkeit jetzt in volkreichen Städten und einem lebhaf-
ten Handel schöne Früchte trug. Um sich für den frühem Kosten-
aufwand zu entschädigen, besteuerte das Mutterland ihre Waaren,
erhob Zölle, führte eine Stempeltaxe ein, was den erwachenden
Freiheitssinn der Colonisten allmahlig beengte und erbitterte. Ihr
wiederholtes Gesiich, im englischen Parlamente ihre Stellvertre-
ter zu haben, blieb unbeachtet, daher brach bei einer aberma-
ligen Auflage auf den Thee, die durch die Theeacte angeordnet
worden, der stille Mißmuth in einem offenenaufruhr zu Boston
los, indem man drei, im dortigen Hafen liegende, englische Schiffe
il':i überfiel und 327 Kisten Thee ins Meer warf. Der englische
/^73 General Gage erschien mit vier Regimentern vor dem Hafen
un i. von Boston und schnitt ihm allezufuhc und allen sonstigen Verkehr ab.
Iu„i Darauf verbündeten sich in einemgeneralcon greß zu Phil-
1774 a delphia 51 Deputirte von zwölf Colonien zu einem entfchie-
fcti.5t‘ denen Widerstande, wozu man sich durch Errichtung von Milizen
•/. ,.K rüstete. Bei L exi ngto n kam es zu den ersten Feindseligkeiten
i/ui mit einem englischen Heerhaufen, der nach Eoncord zog, diese
!;v5 Stadt aber baldigst wieder räumen mußte. Auf einem nachmali-
gen Eongreß zu Philadelphia vereinigten sich die 13 Staa-
--'ni ten: Massachusetsbay, Neu-Hamshire, Rho deisland,
Connecticut, Neu-Pork, Neu-Jerfey, Pensilvanien,
die Delaware-Grafschaften, Maryland, Virginien,
Nordcarolina, Südcarolina und Georgien, zu einem
Staatenbund, und ernannten den Obersten W asch i n g t o n zum
Oberbefehlshaber der Armee, unter ihm die Generale Putnam,
Ward und Schuyler. Zur Deckung der Kosten schuf der
Congreß Papiergeld, für welches die Provinzen Bürgschaft leiste-
ten. Das blutigste Gefecht des ganzen Krieges hatte bei Bun-
ds^ -7. kershill, vor Boston, statt, indem Gage die ihn belagernden
2-ui Amerikaner unter dem General Washington zurück warf.
Gleichwohl mußte sich Boston im folgenden Jahre durch Capiru-
i>-i> ‘f’-. lation ergeben, die Engländer erhielten freien Abzug, welche jetzt
sffch der General Howe befehligte, da Gage nach England zurückging.
Er theilte seine Armee in drei Corps, das eine unter den Genera-
len Clinton und Co rnw allis, um Südcarolina anzugreifen,
das andere vertbeidigte Canada unter dem General Bourgoyne;
- Howe selbst sammelte das Hauptcorps in Neu-Schottland zum
Angriff auf Neu-York und Neu-Jersey. Clintons Unternehmen
mißlang gänzlich durch die Thätigkeit des ihm gegenüberstehenden
General Lee, der früher in englischen Diensten gestanden; die
beiden andern englischen Befehlshaber verloren ihre spärlichen Vor-
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Extrahierte Ortsnamen: Britannien Nordamerica Boston Boston Eoncord Philadelphia Connecticut Neu-Pork Neu-Jerfey Maryland Nordcarolina Südcarolina Georgien Boston Washington Boston Capiru- England Neu-Schottland Neu-York
Frankreich bis zur Errichtung des Kaisetthums. 489
Kanonen, gegen 1000 Menschen und dem Admiral in die Lust ^ r’-
geflogen. Die Pforte erklärte darauf an Frankreich den Krieg. s<pt'
Der Congreß zu Rastadt hatte indessen begonnen, auf
welchem die französischen Abgeordneten als Gebieter sprachen. Sie
verlangten die Abtretung des linken Rheinufers, worauf endlose
Verwickelungen wegen der zu machenden Entschädigungen entstan-
den, welche durch S ä cu larisati one n auf dem rechten ermit-
tctt werden sollten. Im Laufe dieser Verhandlungen geschahen
vcn Frankreich die gewaltsamsten Eingriffe in andere Staaten.
Ein Volksaufstand in Rom gab dem General Berthier den Vor-
wand, den Kirchenstaat in eine römische Republik zu verwan-
deln, den Io. Febr., wobei der Papst Pius Vi. gefangen nach 170s
Frankreich geführt wurde, wo er 1799 zu Valence starb. Die
Schweiz, durch innere Parteiungen, welche vornemlich über
die Bevorrechtungen der Aristokraten entstanden, entzweit, wurde
durch eine französische Armee unter dem General Brune nach vie-
lem Blutvergießen in eine helvetische Republik umgewandelt,
im März 1798. Eine neue Coalition zwischen England,
Rußland, Oe streich, der Türkei und Neapel beabsichtigte
diesem Umsichgreifen der französischen Republik Schranken zu sez-
zen. Gegen die Abrede eröffnete Neapel durch die Ungeduld der
Königin Carolina die Feindseligkeiten zu früh mit einem Angriffe4’e».
auf den im Kirchenstaate gebietenden General Cha mp ion et, 170á
welcher die unkriegerische neapolitanische Armee unter dem General
Mack ohne Mühe zerstreuete und in Neapel einrückte, um selbiges in
eine parthenopeische Republik zu verwandeln, den 25. Jan.
1799. Der Hof suchte Zuflucht in Palermo. Unter dem Vor-
wände feindseliger Einverständniffe wurde auch Piemont von
dem General Joubert in Besitz genommen, den 9. Dec. 1798;
der König Karl Emanuellv. aber flüchtete sich mit seinem
Hofe nach Sardinien und nahm seine Residenz zu Cagliari.
Der Congreß zu Rastadt löste sich zu Anfänge des Jahres
1799 erfolglos auf, das Direktorium erklärte den Krieg zuerst an
Oestreich und Toscana, woraus die Feindseligkeiten begannen, ceso
Den gewaltsamen Anfall der französischen Abgeordneten Rober-
so t, Bonnier und Jean Debry bei ihrer Abreise von Ra-
stadt den 28. April, wobei die beiden erstem getödtet wurden, letz-
terer hart verwundet mit Mühe entkam, erklärte der Kaiser auf
dem Reichstage zu Regensburg für eine Unthat, deren wahre
Veranlassung räthselhaft geblieben ist.
Das bisherige Glück wich diesmal von den französischen
Waffen. In Deutschland befehligte Jourdan, in der Schweiz
Massena und in Italien Scherer. Der Erzherzog Karl be:
siegte erstem in den Gefechten an der Ost rach den 21. März,
beistockach den 26. März und drängte ihn über den Rhein
hinüber; dem General Massena aber entriß er die Schweiz bis
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Extrahierte Personennamen: Brune Joubert Karl_Emanuellv Karl Jean_Debry Jourdan Karl Karl Massena
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Rheinufers Frankreich Rom Frankreich England Rußland Neapel Neapel Neapel Palermo Sardinien Cagliari Deutschland Schweiz
Massena Italien_Scherer Rhein
Grundriß
der
Geschichte Mittelalters,
als
Leitfaden des geschichtlichen Unterrichts
für
Divisions- und Militairschulen überhaupt und andere
höhere Bildungsanstalten,
von
W. F o l l e n i u s,
Königs. Preusi. Divisions -Prediger und Studien-Director der
Schule der l6ten Division.
Bonn,
bei Eduard Weber
1824.
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- 128
Nchstdem vereinigte Napoleon Holland mit Frankreich, da der wohldenkende Ludwig die Krone niederlegte, auch wurden die Nordwestksten Deutschlands und die Hansestdte zu Frankreich geschlagen. Alles dies that Napoleon vorzuqs-weise, um fem Kontinentalsystem durchzufhren, d. h. allen Verkehr mit Gro-bntannien abzubrechen. Von auerordentlicher Bedeutung fr die Feststellung der napoleonischen Herrschaft htte die Vermhlung Napoleon's, nachdem er sich von ferner Gemahlin Josephine (verwittw. Beauharnais) getrennt hatte, mit Maria Soinse der Tochter des Kaisers von sterreich (1810), werden knnen, zumal sie ihn (1811) mit einem Sohne beglckte. Aber der willkrliche Despotismus mit dem Napoleon Fürsten und Völker behandelte, lie es zu keiner dauerhaften Schpfung kommen.
t 8-^7. Der russisch-franzsische Krieg (1812). Die nchste Kriegs-Unternehmung Napoleon's war gegen ein Reich gerichtet, dessen klimatische Beschaffen-hett einen dauerhaften Kampf fr westeuropische Völker unmglich macht. Napo-leon trat mit einem Heere von beinahe 600,000 Mann aus allen Bllern des groen Kaisertums, aus 30,000 sterreichern und 20,000 Preußen bestehend auf den Boden Rufflands (Juni 1812). Der Kaiser Alexander hatte sich'dem Kontinentalsystem entzogen und britische Waareneinfuhr gestattet, hegte auch auerdem feindliche Gesinnungen gegen Napoleon, weil die Lnder des Herzogs von Oldenburg, eines nahen Verwandten, mit Frankreich vereinigt worden waren. Da Russland gerade in einem Kampfe mit den Trken und Persern begriffen war und nur Schweden und Grobritannien zu Bundesgenossen hatte, war seine Lage bedenklich. Nach manchen unbedeutenden Siegen drangen die Franzosen, trotz der umsichtigen Gegenwehr Wittgen st ein's, immer tiefer in Russland ein. Die Russen zogen sich, fortwhrend den Feind tuschend, bekmpfend, Städte und Drfer verheerend und die Lebensmittel vernichtend, langsam zurck. Smolensk wurde erstrmt und die Russen wurden unter Kutusow in einer mrderischen Schlacht beiborodino an der Moskwa unentschieden (Ney, Fürst von der Moskwa) geschlagen (Knwsow's berhmte Flankenstellung bei Kaluga). Moskau, wo meist Gesindel zurckgeblieben war, ffnet bereitwillig die Thore. Ein groer Brand (Rostopschin) in der Stadt beraubt die Franzosen ihrer Winterquartiere. Trotzdem bleibt Napoleon 34 Tage in Moskau, in der Hoffnung, mit Alexander einen gnstigen Frieden schlieen zu knnen. Endlich, da seine Friedensantrge, deren Trger der schlaue Kutusow in Kaluga zumteil zurckhielt, verworfen werden, muss er sich auf den Rckzug begeben (Ney). Da folgen die Russen nach, siegen der das durch Klte zusammengeschmolzene Heer bei Malo-Jaros-lawecz, bei Wiasma und bei Krasnoi (im Oktober, Ney's khner bergang der den geftornen Dniepr). Umherschwrmende Kosaken beunruhigen den Feind auf alle Weise und drohen ihm vlligen Untergang an der Beresina. Die Klte (Dez. 26 Grad) reibt das feindliche Heer groenteils auf, das jetzt nur noch 8000 kampffhige Soldaten hatte, und Napoleon eilt nach Paris, neue Untersttzungen herbeizuschaffen.
. 118. Napoleon s Sturz und der Befreiungskrieg (1813 bis 1814). Der unglckliche Ausgang dieser Unternehmung schien den bereits unterjochten Vlkern einen neuen Geist einzuhauchen. Preußen, dessen Hilfsheer (unter Aork) sich schon am Schlsse des Kampfes von den Franzosen getrennt und mit Russland insgeheim verbunden hatte, trat jetzt offen auf Russlands Seite und erklrte an Frankreich den Krieg (Mrz 1813). Es hatte seit dem Tilsiter Frieden Krfte gesammelt. Alle Stnde des Volkes, jung und alt, wetteiferten, dem Aufrufe des Knigs an sein Volk zu folgen. Freiwillige, Landwehr und Landsturm
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Extrahierte Ortsnamen: Holland Frankreich Deutschlands Frankreich Oldenburg Frankreich Russland Schweden Russland Smolensk Moskwa Moskwa Kaluga Moskau Moskau Kaluga Wiasma Beresina Paris Russland Russlands Frankreich
- 140 -
Fürst von der Moskwa) geschlagen (Kutusow's berühmte Flankenstellung bei Kalnga). Moskau, wo meist Gesindel zurückgeblieben war, öffnet bereitwillig die Thore. Ein großer Brand (Rostopschiu) in der Stadt beraubt die Franzosen ihrer Winterquartiere. Trotzdem bleibt Napoleon 34 Tage in Moskau, in der Hoffnung, mit Alexander einen günstigen Frieden schließen zu können. Endlich, da seine
Friedensanträge, welche der schlaue Kutusow in Kuluga zumtheil zurückhielt, verworfen werden und strenge Kälte eintritt, muss er sich auf den Rückzug begeben (Ney). Da folgen die Russen nach, siegen über das durch Kälte zusammengeschmolzene Heer bei Malo-Jaroslawecz, bei Miasma und bei Krasnoi (im Oktober, Ney's kühner Übergang über den gefronten Dniepr). Umher-
schwärmende Kosaken beunruhigen den Feind auf alle Weise und drohen ihm völligen Untergang an der Ber es i na. Die Kälte (Dez. 26 Grad) reibt das
feindliche Heer großenteils auf, das jetzt nur noch 8000 kampffähige Soldaten
hatte, mb Napoleon eilt nach Paris, neue Unterstützungen herbeizuschaffen.
§. 118. Napoleons Sturz und der Befreiungskrieg (1813 bis 1814). Der unglückliche Ausgang dieser Unternehmung schien den bereits unterjochten Völkern einen neuen Geist einzuhauchen. Preußen, dessen Hilfsheer (unter York) sich. schon am Schlüsse des Kampfes von den Franzosen getrennt und mit Russland insgeheim verbunden hatte, trat jetzt offen aus Russlands Seite und erklärte an Frankreich den Krieg (März 1813). Es hatte seit dem Tilsiter Frieden Kräfte gesammelt. Alle Stände des Volkes, jung und alt, wetteiferten, dem Aufrufe des Königs an sein Volk zu folgen. Freiwillige, Landwehr und Landsturm vermehrten das Heer, welches sich in Gemeinschaft mit den Russen ins Feld stellte. Mecklenburg-Strelitz und Dessau sagten sich vom Rheinbünde los. Inzwischen hatte Napoleon ein Heer von 150,000 Mann zusammenzubringen gewusst. Die Verbündeten unter Wittgenstein und Blücher rückten nach Thüringen vor, wurden aber durch die Schlachten bei Großgörschen und Bauzen zurückgedrängt (Mai). Während eines Waffenstillstandes, den Napoleon auf mehrfache Weise verletzte, traten ihnen Schweden und Österreich, den Franzosen aber Dänemark bei. Den Beitritt Österreichs zur Koalition konnte Napoleon nicht vermuten. (Während dieses Waffenstillstandes erhielt England für Snbfidiengelder von Preußen Ostfriesland und Emden, ein unersetzlicher Verlust.) Sein Plan war zunächst auf die Einnahme Berlins gerichtet, wurde aber durch die Niederlage bei Groß-Beeren (August), welche der Kronprinz Karl Johann von Schweden nebst Bülow und Tauenzien den Franzosen beibrachten, vereitelt. Einen noch glänzenderen Sieg erfocht Blücher über Macdonald in Schlesien an der K atzbach. Bei Dresden dagegen schlug Napoleon die Angriffe der Verbündeten zurück (Moreau tödtlich verwundet) und nötigte sie zum Rückzüge nach Böhmen. Diese Niederlage gewährte indessen Napoleon keinen Vortheil, da Vandamme bei Kulm von Ostermann und Kleist völlig geschlagen wurde. Dennoch versuchte es Napoleon zum zweitenmal, nach Berlin vorzudringen. Sein Heer unter Ney litt aber bei Dennewitz durch Karl Johann, insonderheit durch die tapfern Preußen unter Bülow eine völlige Niederlage (September). Er verließ nun Dresden und zog fein Heer bei Leipzig zusammen. Die Verbündeten folgten ihm nach und brachten ihm am 16., 18. und 19. Oktober (Schwarzenberg, Blücher und Karl Johann) in der großen Völkerschlacht eine Niederlage bei, durch welche sie Frankreichs
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Extrahierte Ortsnamen: Kalnga Moskau Moskau Kuluga Miasma Paris Napoleons Russland Russlands Frankreich Mecklenburg-Strelitz Dessau Rheinbünde England Ostfriesland Emden Berlins Schlesien Dresden Kulm Berlin Dresden Leipzig Schwarzenberg
- 139 -
erstürmte und einige Wochen darauf in Wien einzog. Zwar drängte ihn der Erzherzog nach dem Siege bei Aspern über die Donau; Napoleon kehrte aber zurück und schlug seinen Gegner bei Wagram. Ein anderer Theil der österreichischen Armee unter dem Erzherzog Ferdinand war in das Herzogtum Warschau eingefallen, wurde aber geschlagen. Dasselbe Los traf den Erzherzog Johann in Italien. Nur in Tirol, wo die treuen Bewohner unter Andreas Hofer, Speckbacher u. a. die Waffen ergriffen hatten, kämpften die Franzosen mit entschiedenem Nachtheil. Ruhmvolle patriotische Streifzüge machten Schill in Pommern und der Herzog von Braunschweig -Ols in Sachsen bis zur Nordsee. Napoleon aber brachte mit Muße neue Streitkräfte zusammen, rückte in Tirol ein, nahm Andreas Hofer nach heldenmütiger Gegenwehr gefangen und ließ ihn zu Mantua (1810) erschießen. Von neuem sah sich Kaiser Franz genötigt, zu Wien Frieden zu schließen (1809). In demselben musste Österreich an Frankreich die illyrischen Provinzen, an Baiern das Jnnviertel, an das Herzogtum Warschau das westliche und an Russlaud das östliche Galizien abtreten. — Wichtiger als diese Friedensbestimmungen war für Frankreich die Aufhebung der weltlichen Macht des Papstes und die Vereinigung des Kirchenstaates mit Frankreich. Rom wurde die zweite Stadt des Kaisertums, und der Papst als Gefangener nach Frankreich abgeführt. Nächstdem vereinigte Napoleon Holland mit Frankreich, da der wohldenkende Ludwig die Krone niederlegte, auch wurden die Nordwestküsten Deutschlands und die Hansestädte zu Frankreich geschlagen. Alles dies that Napoleon vorzugsweise, um sein Kontinentalsystem durchzuführen, d. h. allen Verkehr mit Großbritannien abzubrechen. Von außerordentlicher Bedeutung für die Feststellung der napoleonischen Herrschaft hätte die Vermählung Napoleon's, nachdem er sich von feiner Gemahlin Josefine (verwittw. Beauharnais) getrennt hatte, mit Maria Louise, der Tochter des Kaisers von Österreich (1810), werden können, zumal sie ihn (1811) mit einem Sohne beglückte. Aber der willkürliche Despotismus, mit dem Napoleon Fürsten und Völker behandelte, ließ es zu keiner dauerhaften Schöpfung kommen.
§. 117. Der russisch französische Krieg (1812). Die nächste Kriegsunternehmung Napoleon's war gegen ein Reich gerichtet, dessen klimatische Beschaffenheit einen dauerhaften Kampf für westeuropäische Völker unmöglich macht. Napoleon trat mit einem Heere von beinahe 600,000 Mann aus allen Völkern des großen Kaisertums, aus 30,000 Österreichern und 20,000 Preußen bestehend, auf den Boden Russlands (Juni 1812). Der Kaiser Alexander hatte sich dem Kontinentalsystem entzogen und britische Waareneinsuhr gestattet, hegte auch außerdem feindliche Gesinnungen gegen Napoleon, weil die Länder des Herzogs von Oldenburg, eines nahen Verwandten, mit Frankreich vereinigt worden waren. Da Russland gerade in einem Kampfe mit den Türken und Persern begriffen war und nur Schweden und Großbritannien zu Bundesgenossen hatte, war seine Lage bedenklich. Nach manchen unbedeutenden Siegen drangen die Franzosen, trotz der umsichtigen Gegenwehr Wittgenstein's, immer tiefer in Russland ein. Die Russen zogen sich, fortwährend den Feind täuschend, bekämpfend, Städte und Dörfer verheerend und die Lebensrnittel vernichtend, langsam zurück. Smolensk wurde erstürmt, und die Russen wurden unter Barklay de Tolly und Bennigsen in einer mörderischen Schlacht bei Borodino an der Moskwa unentschieden (Ney,
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Extrahierte Ortsnamen: Wien Aspern Donau Warschau Italien Pommern Braunschweig Sachsen Nordsee Mantua Frankreich Baiern Warschau Galizien Frankreich Frankreich Frankreich Holland Frankreich Deutschlands Frankreich Russlands Oldenburg Frankreich Russland Schweden Russland Moskwa